Artikel in der Limmattaler Zeitung

Ein Artikel ist über die Spielgruppe Herzkäfer in der Limmattaler Zeitung am 12. Februar 2016 erscheint. Hier finden Sie es.

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Fremdsprachen lernen beim Spielen

Dietikon Im März startet im Pfarreizentrum St. Agatha die deutsch-ungarische Spielgruppe «HerzKäfer»

von Darina Schweizer (Text und Foto)

Hinter der stolzen Pfarrkirche St. Agatha, umgeben von einem idyllischen Garten mitten im Stadtzentrum, liegt er versteckt: der Familienraum des Pfarreizentrums Dietikon. Eine breite Fensterfront erhellt den grossflächigen Raum. Am 2. März eröffnen hier zwei Limmattalerinnen die deutsch-ungarische Spielgruppe «HerzKäfer», die am 6. März Tag der offenen Tür feiert. Dass die Gruppenleiter dabei mit den Kindern bewusst in zwei Sprachen kommunizieren, mag auf den ersten Blick eigenartig klingen.
Zweisprachige Spielgruppen sind jedoch ein Konzept, das es schon länger gibt. Der Winterthurer Verein «BiLiKid» etwa betreibt im Kanton Zürich neun zweisprachige Spielgruppen. Sein Ziel ist es, Migrantenkinder besser in die Schweiz zu integrieren. Jede der zwei anwesenden Spielgruppenleiterinnen spricht jeweils eine Sprache, die den sieben bis zehn Kindern spielerisch beigebracht wird. Marta Farkasne aus Dietikon fand Gefallen an dieser Idee der Sprachentwicklung. Die Kinderpsychologin und Mutter kam vor vier Jahren aus Ungarn in die Schweiz. «Als ich meinen Sohn in die Spielgruppe schickte, merkte ich, wie schwierig es für ihn war, Anschluss zu finden.», sagt sie. Obwohl die Gruppe pädagogisch sehr gut geführt wurde, sei die deutsche Sprache für ihn ein grosses Hindernis gewesen.
Nachdem die Mutter den ungarischen Mutter-Kind-Treff in Dietikon zu leiten begann, hörte sie vom Konzept der zweisprachigen Spielgruppen. In Dietikon existieren bereits zwei solche Kinderbetreuungen, in welchen nebst Deutsch Türkisch beziehungsweise Portugiesisch gesprochen wird. Farkasne kam auf die Idee, ein ungarisches Angebot zu schaffen, weil sie auch von anderen Familien vernahm, wie schwierig es für die Kinder sei, eine Fremdsprache wie Deutsch zu lernen, wenn die Muttersprache in der Spielgruppe nicht gesprochen wird. «Alleine hätte ich das aber nie gemacht. Also suchte ich jemanden, der sehr gut Deutsch spricht und mich unterstützt.»
Passenderweise war die ehemalige Tagesmutter Magdalena Müller aus Geroldswil von der Idee begeistert. Eine gemeinsame Freundin machte die beiden Frauen mit ungarischen Wurzeln miteinander bekannt. Zusammen absolvieren sie noch bis im November eine Spielgruppenausbildung in Zürich. Zu Beginn waren Farkasne und Müller nicht sicher, ob genügend Interesse für eine deutsch-ungarische Spielgruppe herrschen würde. «Man hat den Eindruck, dass nur wenige Familien in der Schweiz einen Bezug zu Ungarn haben. Doch das täuscht», sagt Müller.

Interesse in Dietikon ist da
Immer öfter schnappe sie beim Einkaufen in Zürich ungarische Wortfetzen auf und komme mit Leuten in ihrer Muttersprache ins Gespräch. Und auch in Dietikon sei grosser Bedarf an einer Spielgruppe da, in der Ungarisch gesprochen wird. «Wir erzählen den Kindern einfache Märchen und benutzen kurze und simple Sätze», sagt Müller. Beim Basteln streiche man beispielsweise Knete über den Tisch und sage dazu laut und deutlich: «S-t-r-e-i-c-h»-en. Farkasne übersetzt den Satz dann gleich auf Ungarisch. Die Kinder sehen, verstehen und lernen. Auch die Bewegung draussen darf nicht fehlen. «Wir haben einen wunderschönen Garten mit einer grossen Wiese und mehreren Bäumen vor dem Familienraum», so Müller. Darin lasse es sich sorgenfrei herumtoben, da er rundherum eingezäunt und von der Strasse abgegrenzt sei. «Es ist ein grosses Glück, dass wir den Raum und Garten nutzen dürfen», sagt sie. Ermöglicht hat dies Silvia Weiss, Familienseelsorgerin der Gemeinde Dietikon. Sie unterstütze die beiden Frauen bei ihrem Vorhaben, da sie durch die Eröffnung der Spielgruppe auch die fremdsprachigen Kinder aus der Gemeinde gut aufgehoben wisse, so Weiss.
Nicht nur ungarischsprachige Kinder sind in der Spielgruppe willkommen. Nebst den beiden deutsch-ungarischen Spielgruppenmorgen jeden Montag und Mittwoch ab 8.30 bis 11.30 Uhr steht der «HerzKäfer» am Dienstag auch Kindern offen, die andere Sprachen sprechen und Deutsch lernen sollen. Bereits hätten eine ägyptische und eritreische Familie ihr Interesse angemeldet, sagt Müller.

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